Während die einen noch dem Sommer hinterher trauern, hat sich die Natur bereits auf den Weg in den Herbst gemacht. Für uns in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist dieser Übergang eine ganz besondere Phase – die sogenannte „Dojo-Zeit“. Eine Zeit, die weder Sommer noch Herbst ist, sondern etwas Eigenes: Ein Raum für Wandel, Loslassen und Neuorientierung.
Und genau in solch einer Phase befinden wir uns aktuell – beruflich, privat, körperlich wie geistig. Vielleicht spürst auch Du, dass sich gerade „etwas bewegt“ – in Dir, um Dich herum, vielleicht sogar in Bereichen, die Du nicht direkt zuordnen kannst. Willkommen in der Dojo-Zeit!
Was sind „Dojo-Zeiten“ eigentlich?
In der westlichen Welt kennen wir vier Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die TCM arbeitet hingegen mit fünf Elementen – Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser – und damit auch mit fünf zugehörigen Jahreszeiten. Das Element Erde steht dabei für eine Übergangszeit zwischen den klassischen Jahreszeiten, die sogenannten Dojo-Zeiten.
Diese Übergänge dauern jeweils etwa 18 Tage und sind aufgeteilt zwischen den vier Jahreszeiten. Aktuell befinden wir uns in der Dojo-Zeit zwischen Sommer und Herbst. Die Natur zieht sich langsam zurück, die Hitze des Sommers weicht sanfteren Temperaturen, die Tage werden kürzer. Und genau wie draußen, beginnt auch in uns eine Phase der Veränderung.
Das Element Erde – die Kraft der Mitte
In der TCM steht die Erde für unsere Mitte – körperlich wie geistig. Ihre zugehörigen Organsysteme sind Milz und Magen. Und wer schon einmal in einer energetisch schwachen Phase war, weiß: Wenn die Mitte wackelt, wackelt alles.
Ein Mangel an Milz-Qi – also an Energie im Verdauungssystem – zeigt sich häufig durch Symptome wie:
- ständige Müdigkeit, selbst nach langem Schlaf,
- Konzentrationsschwierigkeiten,
- Blähungen und ein Völlegefühl,
- Heißhunger auf Süßes,
- Wassereinlagerungen und Augenringe,
- oder das berühmte „im Kreis denken“ vor dem Einschlafen.
Was dahinter steckt, ist keine „Krankheit“ im schulmedizinischen Sinn – sondern eine energetische Dysbalance, wie wir in der TCM sagen würden. Eine Entgleisung der Energieflüsse. Und das Schöne ist: Genau in der Dojo-Zeit können wir sanft gegensteuern.

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Zeit für innere Einkehr – was die Erde von uns will
Vielleicht merkst Du es auch in Deinem Alltag? Ob private Umbrüche, herausfordernde Entwicklungen mit Kindern oder neue berufliche Projekte – die Dojo-Zeit ist oft turbulent, emotional, manchmal auch anstrengend. Und trotzdem liegt in diesem Wandel eine große Kraft.
Denn genau dafür sind Dojo-Zeiten da: Für Transformation. Für das Loslassen alter Muster. Für das Sortieren von Gedanken. Für neue Klarheit.
Die Dojo-Zeit lädt uns dazu ein, innezuhalten und uns zu fragen:
- Wie geht es mir gerade?
- Was will ich mitnehmen aus der letzten Jahreszeit?
- Was darf ich loslassen?
- Und wie kann ich mich auf die kommenden Wochen gut vorbereiten?
Es geht also nicht darum, hektisch alles umzukrempeln. Sondern bewusst zu spüren: Wo stehe ich gerade? Und was braucht meine Mitte, damit ich wieder ins Gleichgewicht komme?
In dieser Phase ist es besonders hilfreich, sich auf einfache, nährende Rituale zu konzentrieren. Zum Beispiel durch die Ernährung.
Die richtige Ernährung für die Dojo-Zeit
Früher war es in der chinesischen Kultur üblich, in den Dojo-Zeiten zu fasten – allerdings nicht so, wie wir es im Westen kennen. Kein radikales „nichts essen“, sondern sanftes Entlasten – etwa durch Reiskuren oder getreidebasierte Ernährung.
Denn Getreide – besonders Reis – nährt unsere Mitte, stärkt Milz und Magen und sorgt für mehr Erdung. In einer Zeit, in der vieles „in der Luft hängt“, ist das ein einfaches, aber wirkungsvolles Hilfsmittel.
Weitere Ernährungstipps für die Dojo-Zeit:
- Vermeide Rohkost, besonders wenn Du oft frierst oder müde bist.
- Verzichte (so gut es geht) auf Zucker, Milchprodukte und zu viele kalte Speisen.
- Integriere warme, gekochte Mahlzeiten – gerne mit viel Wurzelgemüse, Getreide und milden Gewürzen.
- Trinke warme Tees, z. B. Ingwer, Fenchel oder gekochtes Wasser mit Zitronenzesten.
Und vor allem: Iss regelmäßig. Denn unregelmäßige Mahlzeiten, hastiges Essen oder das Auslassen von Frühstück schwächen die Mitte zusätzlich – und fördern genau jene Symptome, die wir eigentlich loswerden wollen.
In unserem Programm EAT WELL: Gesunder Ernährung nach TCM bekommst Du kompaktes und praktisches Wissen, wie Du Dich einfach und gesund ernähren kannst, um mehr Energie im Alltag zu haben – ganz ohne Verzicht.
Auch der Kopf braucht Ordnung
Neben der körperlichen Ernährung sollten wir auch auf unsere geistige Nahrung achten. In einer Zeit, in der Informationen auf uns einprasseln, tut es gut, auch mal „digital zu fasten“. Weniger Social Media. Weniger News. Weniger Vergleich mit anderen.
Dr. Maren Gruner, Co-Host des Podcasts „Die TCM-Docs“ hat es selbst ausprobiert – zwei Wochen Social-Media-Pause im Urlaub. Über ihre Erfahrungen spricht sie in Podcastfolge 26 „Die Dojo-Zeit“: Die ersten Tage waren ungewohnt, aber bald stellte sich eine innere Ruhe ein. Der Kopf wurde klarer. Die Gedanken sortierter. Und mit dem Ende des Urlaubs war klar: Noch nicht zurück ins digitale Getöse. Erstmal sortieren, fühlen, denken. Wenn Du noch mehr erfahren möchtest, dann höre gerne rein in die gesamte Episode.
Ziele setzen – ohne Druck
Die Dojo-Zeit ist ein guter Moment, um Pläne zu schmieden. Was wünsche ich mir für die nächsten Wochen? Welche Themen will ich angehen? Wo darf Veränderung geschehen?

Dabei ist wichtig: Es geht nicht um To-do-Listen. Sondern um Richtungen. Gefühle. Stimmungen. Du musst nicht alles sofort umsetzen. Aber Du kannst anfangen, Dich innerlich auszurichten.
Und vielleicht sogar ganz bewusst zu entscheiden: Was darf gehen? Welche Projekte, Aufgaben, Beziehungen oder Gedanken kosten Dich zu viel Kraft? Was willst Du nicht mit in die nächste Saison nehmen?
Dieses bewusste Loslassen braucht Mut und eine stabile Mitte. Aber es schenkt uns auch enorme Klarheit – und macht Platz für Neues.
Die nächste Dojo-Zeit kommt bestimmt
Das Schöne an den Dojo-Zeiten: Sie sind wie eine Reset-Taste im Jahr. Viermal im Jahr bekommen wir die Möglichkeit, innezuhalten, uns zu reflektieren und neu auszurichten.
Die nächste Dojo-Zeit steht auch schon im Kalender: vom 28. Oktober bis 15. November – der Übergang vom Herbst in den Winter. Vielleicht willst Du Dir diesen Zeitraum schon mal vormerken. Eine kleine Erinnerung an Dich selbst: Wie geht es mir gerade?
Bis dahin – schau gut auf Dich. Achte auf Deine Ernährung, Deine Gedanken, Deine Mitte. Und denke daran: Veränderung ist nicht nur anstrengend – sie ist auch eine riesige Chance.
In diesem Sinne: Lass los, was Dir nicht mehr dient. Und umarme, was Dich stärkt.
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