Karpaltunnelsyndrom behandeln mit TCM

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Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) ist in Deutschland eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen – etwa 10 % der Bevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens daran. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, insbesondere im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Viele Betroffene suchen lange nach einer schonenden, aber wirkungsvollen Therapie.

Erfahre, welche vielversprechenden Ansätze zur Behandlung des Karpaltunnelsyndroms die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) neben der Schulmedizin bietet – ganzheitlich, individuell und oft ohne Operation.

Was ist das Karpaltunnelsyndrom?

Das Karpaltunnelsyndrom entsteht durch die Kompression des Nervus medianus im sogenannten Karpaltunnel – einem engen Kanal im Handgelenk. Dieser Tunnel wird von Handwurzelknochen und einem straffen Band, dem Retinaculum flexorum, gebildet. Durch ihn verlaufen Sehnen, Blutgefäße und der Medianusnerv, der unter anderem für die Sensibilität von Daumen, Zeige-, Mittel- und Teilen des Ringfingers zuständig ist.

Kommt es zu einer Einengung dieses Kanals, wird der Nerv gereizt oder abgedrückt – mit typischen Symptomen:

  • Taubheitsgefühle und Kribbeln (Parästhesien) vor allem in den ersten drei Fingern
  • Schmerzen in der Hand, die besonders nachts oder frühmorgens auftreten
  • Schwächegefühl oder Lähmungserscheinungen, vor allem beim Greifen
  • Im fortgeschrittenen Stadium: Muskelabbau am Daumenballen

Ursachen des Karpaltunnelsyndroms

Die Entstehung des Karpaltunnelsyndroms kann zwei Hauptmechanismen zugeschrieben werden:

  1. Mechanische Ursachen: Dazu gehören anatomische Fehlstellungen, Schwellungen durch Überlastung, Tumore oder Ganglien (flüssigkeitsgefüllte Zysten).
  2. Systemische Erkrankungen: Diabetes mellitus, rheumatische Erkrankungen, Schilddrüsenunterfunktion oder hormonelle Veränderungen, z. B. in der Schwangerschaft, können zu einer Schwellung im Bereich des Handgelenks führen und so den Karpaltunnel verengen.

Schulmedizinische Diagnose und Behandlung

In der Regel wird die Diagnose durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung und einer Messung der Nervenleitgeschwindigkeit gestellt. Eine verzögerte Übertragung der Nervenimpulse bestätigt das Vorliegen eines KTS.

Die Behandlung erfolgt abhängig von der Schwere der Beschwerden:

  • Konservative Therapie: Zu Beginn wird häufig mit nächtlichen Handgelenksschienen gearbeitet, um die Position des Handgelenks zu stabilisieren. Zusätzlich können entzündungshemmende Medikamente oder Kortisoninjektionen Linderung verschaffen.
  • Operative Therapie: Wenn konservative Maßnahmen keine Besserung bringen, wird operiert. Dabei wird das Retinaculum flexorum durchtrennt, um den Druck auf den Nerv zu verringern. Diese Operation kann minimalinvasiv durchgeführt werden. Es ist jedoch mit einer Ausfallzeit von mehreren Wochen zu rechnen.

Die TCM als sanfte Alternative

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird das Karpaltunnelsyndrom nicht nur als lokales Problem betrachtet, sondern im Gesamtzusammenhang des Körpers verstanden. Die Beschwerden werden dabei häufig als Folge einer Blockade im Qi- und Blutfluss (Qi- und Xue-Stagnation) oder als Feuchte-Kälte-Belastung in den Leitbahnen interpretiert.

Häufige TCM-Diagnosen beim Karpaltunnelsyndrom

  • Stagnation von Qi und Xue: Diese führt zu Schmerzen, Druckgefühl und Blockaden. Oft bestehen zusätzlich Beschwerden wie Spannungskopfschmerzen oder Muskelverspannungen.
  • Feuchte-Kälte in den Leitbahnen: Diese äußert sich in Kälteempfindlichkeit, Steifigkeit und nächtlichen Beschwerden, besonders in der kalten Jahreszeit.
  • Xue-Mangel (Blutmangel): Hierbei treten zusätzlich Symptome wie Erschöpfung, blasse Haut oder Schwindel auf – die Nerven sind schlecht „ernährt“ und reagieren empfindlicher.

Behandlungsmöglichkeiten mit TCM

Das Karpaltunnelsyndrom lässt sich in der traditionellen Chinesischen Medizin mit einer Auswahl an folgenden Methoden behandeln:

1. Akupunktur

Die Akupunktur gilt als zentrale Therapieform in der TCM. Sie wird gezielt eingesetzt, um Blockaden zu lösen, Qi und Blut in Bewegung zu bringen und die Durchblutung sowie Nervenversorgung im betroffenen Areal zu verbessern.

  • Lokalbehandlung: Es werden Punkte an der betroffenen Hand, wie z. B. Perikard 7 (Daling) oder Dickdarm 4 (Hegu), genadelt.
  • Systemische Punkte: Je nach Ursache der Beschwerden können Punkte wie Leber 3 (Taichong) bei Qi-Stagnation oder Milz 6 (Sanyinjiao) zur Blutstärkung eingesetzt werden.
  • Frequenz: In der akuten Phase sind ein bis zwei Behandlungen pro Woche üblich. Eine Behandlungsserie umfasst meist 6 bis 12 Sitzungen.

Studien zeigen, dass Akupunktur eine signifikante Linderung der Symptome bringen kann – insbesondere, wenn sie frühzeitig begonnen wird. Auch hilfreich, um den Energiefluss zu regulieren: Akupressur, eine Methode der Traditionellen Chinesischen Medizin, bei der bestimmte Punkte am Körper durch gezielten Druck – meist mit den Fingern – stimuliert werden, um die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. In unserem Programm HEALING POINTS: Die besten Akupressurpunkte bekommst Du einen fundierten Einblick in die faszinierende Welt der Akupressur und lernst die Lokalisation und Anwendung von über 30 Punkten kennen.

Blogfoto-Karpaltunnelsyndrom-Akupressur

2. Chinesische Arzneimitteltherapie

Neben der Akupunktur kann die Einnahme chinesischer Heilkräuter in Form von Dekokten oder Granulaten sinnvoll sein. Hierbei wird ein individuelles Rezept erstellt, das auf das energetische Ungleichgewicht des Patienten/der Patientin abgestimmt ist.

Mögliche Rezepturen:

  • Bei Qi-Stagnation: „Xiao Yao San“ (frei übersetzt: Pulver zur freien Entfaltung)
  • Bei Feuchte-Kälte: „Du Huo Ji Sheng Tang“
  • Bei Xue-Mangel: „Si Wu Tang“ (Vier-Substanzen-Dekokt)

Ziel ist es, die Ursachen der Beschwerden nachhaltig zu behandeln und den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

3. Ernährung nach den fünf Elementen

Die TCM-Ernährungslehre kann auch beim Karpaltunnelsyndom gezielt eingesetzt werden, um pathogene Faktoren wie Kälte oder Feuchtigkeit zu reduzieren. Empfehlungen können sein:

  • Vermeidung von Rohkost, Milchprodukten und zuckerhaltigen Speisen (fördern Feuchtigkeit und Schleim)
  • Vermehrter Verzehr von wärmenden Speisen wie Ingwer, Zimt, Linsen, gedünstetem Gemüse
  • Individuelle Anpassung je nach Konstitution durch eine TCM-Ernährungsberatung
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4. Lebensstil und Stressmanagement

Da emotionale Belastungen wie Stress, Schlafmangel oder depressive Verstimmungen häufig zur Qi-Stagnation beitragen, sollte auch der Lebensstil in die Behandlung einbezogen werden.

Empfehlenswert sind bei einem Karpaltunnelsyndrom daher:

  • Regelmäßige Bewegung (z. B. Qi Gong, Tai Chi, Yoga)
  • Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen
  • Guter Schlafrhythmus und ausreichende Erholungsphasen

Gerade im Fall von wiederkehrendem oder chronischem KTS kann eine Veränderung des Lebensstils ein entscheidender Faktor für die Heilung sein.

Fallbeispiel: Zwei Wege zur Besserung

Patientin A, 52 Jahre, klagt über nächtliche Schmerzen und Taubheitsgefühle in der rechten Hand. Die Anamnese zeigt deutliche Stressbelastung und chronische Verspannungen. Die TCM-Diagnose lautet: Qi- und Blut-Stagnation. Nach 10 Akupunkturbehandlungen und chinesischer Arzneitherapie berichtet sie über eine deutliche Linderung, der Schlaf ist verbessert, und die Beschwerden sind fast vollständig verschwunden.

Blogfoto-Karpaltunnelsyndrom-Schlaf

Patient B, 45 Jahre, Bürokaufmann, leidet unter einem Karpaltunnelsyndrom beider Hände. Er zeigt deutliche Kältesymptome und isst viel Rohkost. Die Diagnose: Feuchte-Kälte in den Leitbahnen. Nach Umstellung der Ernährung, Kräutertherapie und regelmäßiger Akupunktur verbessern sich seine Beschwerden innerhalb von 8 Wochen signifikant.

TCM als wirkungsvolle Ergänzung zur Schulmedizin

Das Karpaltunnelsyndrom ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die – wenn unbehandelt – dauerhafte Schäden am Nerv verursachen kann. Während die Schulmedizin häufig auf operative Verfahren setzt, bietet die TCM eine sanfte, aber tiefgreifende Alternative, um die Beschwerden ursächlich zu behandeln.

Ob Akupunktur, Kräuter, Diätetik oder Lebensstilberatung – die Methoden der TCM können individuell kombiniert werden und helfen nicht nur lokal, sondern bringen den gesamten Organismus wieder ins Gleichgewicht. Wichtig: eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Fachärzt:innen ist sinnvoll, um den richtigen Zeitpunkt für konservative oder chirurgische Maßnahmen nicht zu verpassen.

Wenn Du also unter einem beginnenden oder bereits diagnostizierten Karpaltunnelsyndrom leidest, kann die TCM ein vielversprechender Weg zur Besserung sein – natürlich, ganzheitlich und individuell abgestimmt.

Noch mehr Informationen dazu, wie in der TCM das Karpaltunnelsyndrom behandelt wird, findest Du in Folge 45 des Podcasts „Die TCM-Docs“. Teile sie gerne auch mit Menschen, die betroffen sind!

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