Effektive Wege aus der Depression

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Der November und die folgenden Monate sind bei uns in Deutschland oft grau, nass und dunkel – für viele Menschen schlägt sich das auf die Stimmung. Was als „Novemberblues“ beginnt, kann aber auch ein Hinweis auf eine Depression sein – eine der häufigsten und gleichzeitig oft unterschätzten Erkrankungen unserer Zeit.  Sie gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit und beeinflusst nicht nur das seelische, sondern auch das körperliche Wohlbefinden der Betroffenen.

Während westliche Medizin vor allem auf Psychotherapie und Medikamente setzt, suchen immer mehr Menschen nach alternativen oder ergänzenden Methoden. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bietet einen ganzheitlichen Ansatz, der Körper und Geist gleichermaßen berücksichtigt. Doch wie sieht die Sichtweise der TCM auf Depressionen aus, und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Erschreckende Zahlen: Depression ist Volkskrankheit

Laut Statistiken leidet jeder fünfte Berufstätige in Deutschland an einer Depression. Noch alarmierender: Im Schnitt dauert es 20 Monate, bis Betroffene sich überhaupt Hilfe suchen – plus weitere Monate Wartezeit auf einen Therapieplatz. Die Folge: Einsamkeit, Isolation, ein steigendes Suizidrisiko – gerade in den Wintermonaten. Der November ist statistisch der Monat mit den meisten Suiziden in Deutschland.

Diese Zahlen zeigen: Depression ist kein „Luxusproblem“, sondern eine ernsthafte Erkrankung mit realen Folgen. Und sie betrifft uns alle – direkt oder indirekt.

Wenn der Alltag zur Last wird

Depressionen treten in unterschiedlichen Schweregraden auf:

  • Leichte depressive Episode: gedrückte Stimmung, Antriebsmangel, leichte Schlafprobleme.
  • Mittelgradige Episode: zusätzliche körperliche Symptome, starke Erschöpfung, sozialer Rückzug.
  • Schwere depressive Episode: Suizidgedanken, tiefgreifender Verlust von Selbstwert, starke körperliche Beschwerden.

Ein häufiger Begleiter sind somatische Symptome wie Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme oder chronische Müdigkeit – oft der Grund, warum Betroffene sich überhaupt in ärztliche Behandlung begeben.

Therapieoptionen: Schulmedizin, Bewegung und mehr

Die klassische Therapie richtet sich nach der Schwere der Erkrankung:

  • Bei leichten und mittelgradigen Depressionen: Gesprächstherapie, Bewegung, Tagesstruktur, soziale Einbindung.
  • Bei schweren Fällen oder Suizidgefahr: Kombination aus Psychotherapie und medikamentöser Behandlung.

Zunehmend ergänzen digitale Gesundheitsangebote (z. B. Apps, Online-Therapien) die therapeutische Landschaft – viele davon werden sogar von Krankenkassen bezahlt und können Wartezeiten überbrücken.

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TCM-Blickwinkel: Wenn das Qi stagniert

Auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) kennt Depression – allerdings unter dem Begriff Qi-Stagnation. Qi, die Lebensenergie, fließt im Körper und versorgt Organe, Emotionen und Geist. Wenn sie ins Stocken gerät, treten Symptome wie Antriebslosigkeit, Reizbarkeit oder Erschöpfung, Schlaflosigkeit bis hin zu körperlichen Symptomen wie Verdauungsproblemen oder Muskelverspannungen auf.

Mögliche Ursachen:

  • Emotionale Belastungen oder Traumata
  • Falsche Ernährung
  • übermäßiges Grübeln oder Stress
  • Schlafmangel
  • Äußere Einflüsse wie Kälte und Wind

Aus TCM-Sicht wird eine Depression oft durch einen Qi-Mangel verschärft – zum Beispiel nach der Geburt, in den Wechseljahren oder durch chronische Schwächung. Auch Schleimansammlungen im Körper können den Energiefluss behindern.

Ein weiteres zentrales Konzept ist das Gleichgewicht von Yin und Yang. Bei Depressionen herrscht nach TCM-Verständnis oft ein Übermaß an Yin oder ein Mangel an Yang, was sich in Passivität, Erschöpfung, Kältegefühl und Antriebslosigkeit äußern kann. Ziel der Behandlung ist es, das Gleichgewicht wiederherzustellen und den freien Fluss der Lebensenergie zu fördern.

Behandlungsformen der TCM bei Depression

Die TCM legt großen Wert auf eine ausführliche Anamnese. Neben den psychischen Symptomen der Depression werden auch körperliche Beschwerden, Puls, Zunge und Lebensgewohnheiten analysiert. Daraus ergibt sich ein individuelles Muster, das die Grundlage für die Therapie bildet. So können bei zwei Menschen mit der Diagnose „Depression“ völlig unterschiedliche Behandlungsansätze gewählt werden, je nachdem, ob beispielsweise eine Leber-Qi-Stagnation, eine Milz-Schwäche oder eine Ansammlung von „Feuchtigkeit“ im Vordergrund steht.

Akupunktur

Akupunktur ist eine der bekanntesten Methoden der TCM. Sie zielt darauf ab, Blockaden im Energiefluss zu lösen und das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen. Bestimmte Akupunkturpunkte, insbesondere auf dem Herz- und Lebermeridian, werden gezielt eingesetzt, um emotionale und psychische Störungen zu behandeln. Die Stimulation dieser Punkte kann das Nervensystem beeinflussen und die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin fördern, die eine wichtige Rolle für die Stimmung spielen.

Kräutertherapie

Die chinesische Kräutertherapie ist ein weiteres zentrales Element. Hier werden individuell zusammengestellte Mischungen aus verschiedenen Heilpflanzen eingesetzt, um das Qi zu stärken, das Gleichgewicht von Yin und Yang zu fördern und Blockaden zu lösen. Bekannte Pflanzen in diesem Zusammenhang sind roter Ginseng, Angelika, Jasminblüte, Yamswurzel oder Schisandra. Diese Mischungen wirken auf verschiedene Körpersysteme gleichzeitig und unterstützen die Selbstheilungskräfte.

Moxibustion und TuiNa-Massage

Moxibustion ist eine Wärmetherapie, bei der getrocknetes Beifußkraut (Moxa) über bestimmten Akupunkturpunkten abgebrannt wird, um das Yang zu stärken und Kälte aus dem Körper zu vertreiben. TuiNa-Massage ist eine spezielle chinesische Massageform, die Verspannungen löst, den Energiefluss anregt und zur Entspannung beiträgt.

Ernährungsberatung

Die TCM empfiehlt bei Depressionen eine Ernährung, die das Yang stärkt und den Körper nährt. Warme, gekochte Speisen und Yang-fördernde Lebensmittel wie Lammfleisch, Lauch, Ingwer oder Kürbis werden bevorzugt, während Rohkost und kalte Speisen gemieden werden sollten.

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Individuelle und ganzheitliche Begleitung

Die TCM sieht den Menschen immer als Ganzes. Neben den genannten Methoden sind begleitende Gespräche und eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Therapeut und Patient von großer Bedeutung. Auch Bewegung, ausreichend Schlaf und der Schutz vor Belastungen werden empfohlen, um das Gleichgewicht zu bewahren.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass TCM besonders bei leichten bis mittelschweren Depressionen sehr gute Erfolge erzielen kann – oft ohne die Nebenwirkungen, die bei vielen Antidepressiva auftreten können. Bei schweren Depressionen oder psychiatrischen Erkrankungen wie bipolaren Störungen sollte die TCM jedoch nur unterstützend eingesetzt werden, immer in enger Abstimmung mit Psychiater:innen und anderen Fachärzt:innen.

Kleine Schritte – große Wirkung: was du selbst tun kannst

Jede noch so kleine Bewegung ist ein Anfang. Wer sich regelmäßig draußen bewegt – sei es 10 Minuten spazieren gehen oder eine kurze Joggingrunde – aktiviert den Kreislauf, den Hormonhaushalt und das Qi. Auch einfache Dinge wie:

  • einen Tee kochen
  • sich selbst bekochen
  • Struktur in den Tag bringen
  • farbenfrohe Kleidung wählen
  • mit einer Freundin telefonieren

… können helfen, sich Stück für Stück aus der Schwere zu befreien.

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Wichtig ist: Niemand muss das allein schaffen. Aber jeder kann den ersten Schritt gehen – und sei er noch so klein.

Der wichtigste Schritt auf dem Weg aus der Depression ist oft der schwerste: darüber zu sprechen. Ob mit dem Partner, der Freundin oder dem Hausarzt – nur wenn man sich öffnet, kann Hilfe beginnen. Psychotherapeut:innen, Ärzt:innen und Beratungsstellen sind keine Feinde, sondern Deine Begleiter auf dem Weg zur Besserung.

Und es gibt auch anonyme Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge oder spezialisierte Notfallangebote bei suizidalen Gedanken – rund um die Uhr.

Wenn Du noch mehr darüber erfahren möchtest, was Du selbst für Dich tun kannst, dann hör in Podcastfolge 35 von „Die TCM-Docs“. Dr. Maren Gruner und ich informieren euch, was ihr machen könnt, wenn ihr selbst oder jemand aus eurem Umfeld von einer Depression betroffen ist. Und wir sprechen auch darüber, ab wann eine Behandlung mit Medikamente sinnvoll und notwendig ist.

Fazit: Depression ist kein Charakterfehler

Die Depression ist kein Charakterzug, sondern eine komplexe, behandelbare Erkrankung. Wer unter Depressionen leidet, sollte sich jedoch immer professionell begleiten lassen und im Zweifel einen erfahrenen TCM-Therapeuten sowie einen Facharzt für Psychiatrie aufsuchen. Die Kombination aus westlicher und chinesischer Medizin kann neue Wege eröffnen – für mehr Lebensfreude und seelisches Gleichgewicht. Ob mit schulmedizinischer Hilfe, TCM, Bewegung, Ernährung oder digitalen Tools – es gibt viele Wege aus der Dunkelheit. Wichtig ist nur loszugehen, die ersten – wenn auch kleinen – Schritte zu machen und vor allem: ihn nicht allein zu gehen.

Wenn Du Dich belastet fühlst, gibt es für Dich professionelle Unterstützung:

📞 Telefonseelsorge (anonym, kostenlos): 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222
🌐 www.deutsche-depressionshilfe.de

Blog – weiter lesen

Hier findest Du wissenswerte und nützliche Tipps zur Integration der Lehren der Traditionellen Chinesischen Medizin für mehr Wohlbefinden in deinen Alltag:

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