Erektile Dysfunktion: neue Ansätze aus der TCM

Beitragsbild - erektile Dysfunktion

Die erektile Dysfunktion ist ein Thema, das viele Männer betrifft, über das jedoch kaum jemand offen spricht. Dabei handelt es sich um ein gesundheitliches Problem, das nicht nur Auswirkungen auf die Sexualität, sondern auch auf die Psyche und das Selbstwertgefühl haben kann. Schätzungen zufolge sind allein in Deutschland zwischen vier und sechs Millionen Männer betroffen – Tendenz steigend.

In diesem Beitrag erfährst Du, wie die Schulmedizin und die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) helfen können, welche Ursachen die erektile Dysfunktion haben kann und was Du selbst aktiv tun kannst, wenn Du betroffen bist.

Was versteht man unter erektiler Dysfunktion?

Die medizinische Definition ist klar: Eine erektile Dysfunktion liegt vor, wenn ein Mann über mindestens sechs Monate hinweg immer wieder oder dauerhaft nicht in der Lage ist, eine für den Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion zu erreichen oder aufrechtzuerhalten. Viele Männer sind überrascht zu erfahren, dass Erektionsprobleme nicht automatisch bedeuten, keinen Orgasmus erleben zu können – es gibt durchaus Patienten, die trotz einer unvollständigen Erektion zum Samenerguss kommen.

Besonders spannend: Das Thema erektile Dysfunktion betrifft nicht nur ältere Männer. Auch Männer in den Zwanzigern oder Dreißigern suchen zunehmend Hilfe – unter anderem durch steigenden Leistungsdruck und Dauerstress.

Häufigkeit: Ein wachsendes Problem

Studien zeigen, dass erektile Dysfunktion fast jeden zehnten Mann zwischen 40 und 49 Jahren betrifft, bei den über 60-Jährigen sogar etwa jeden Dritten. Und in der Praxis haben Fachleute oft das Gefühl, dass die Dunkelziffer noch höher liegt, weil viele Betroffene aus Scham schweigen.

In den letzten Jahren beobachten Ärzt:innen und Therapeut:innen zunehmend, dass junge Männer durch psychische Faktoren wie Stress, Angst vor dem Versagen und überzogene Erwartungen aus Medien und Social Media belastet sind. Gerade diese ungesunden Vergleiche führen dazu, dass sich Männer enormen Druck machen, „performen“ zu müssen.

Körperliche Ursachen: Wenn der Körper nicht mehr will

Es gibt viele mögliche Ursachen für die erektile Dysfunktion, die von harmlos bis ernst reichen. Zu den häufigsten körperlichen Auslösern gehören:

  • Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose)
  • Bluthochdruck
  • Diabetes mellitus
  • Übergewicht
  • Hormonstörungen (z.B. Testosteronmangel)
  • Nebenwirkungen von Medikamenten (Blutdrucksenker, Antidepressiva)
  • Rauchen und regelmäßiger Alkoholkonsum

Eine erektile Dysfunktion kann in manchen Fällen auch ein Frühwarnzeichen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein, weil die feinen Gefäße im Penis besonders empfindlich auf Durchblutungsstörungen reagieren. Männer mittleren Alters sollten deshalb eine gründliche Untersuchung vornehmen lassen, um ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall rechtzeitig zu erkennen.

Psychische Ursachen: Die unterschätzte Kraft des Kopfes

Mindestens ebenso häufig wie körperliche Ursachen sind psychische Belastungen Auslöser der Beschwerden. Dazu zählen:

  • Anspannung und Dauerstress
  • Ängste vor dem Versagen
  • Depressionen
  • Konflikte in der Partnerschaft oder im Beruf
  • Leistungsdruck durch unrealistische Vorbilder

Gerade junge Männer erleben nach einer ersten unsicheren sexuellen Erfahrung oder einer gescheiterten Beziehung oft Angst, beim nächsten Mal zu versagen. Diese Spirale aus Angst und Vermeidung führt dann schnell dazu, dass es „gar nicht mehr geht“ – obwohl körperlich alles gesund ist.

Diagnose: Was wird untersucht?

Ein verantwortungsbewusster Urologe/eine verantwortungsbewusste Urologin wird zunächst eine ausführliche Anamnese (Befragung) und körperliche Untersuchung durchführen. Dazu gehören:

Blogfoto- erektile Dysfunktion
  • Ultraschalluntersuchung von Penis und Hoden
  • Blutuntersuchung (Zucker, Blutfette, Hormone wie Testosteron)
  • Kontrolle von Medikamenten
  • ggf. weitere Verfahren wie die Messung nächtlicher Erektionen

Nur wenn organische Ursachen sicher ausgeschlossen sind, sollte die Behandlung primär auf psychische Auslöser abzielen.

Behandlung in der Schulmedizin: Von Tabletten bis Operation

Die bekanntesten Medikamente sind sogenannte PDE-5-Hemmer, zum Beispiel Sildenafil (Viagra®), Tadalafil (Cialis®) oder Vardenafil. Sie fördern die Durchblutung des Penis, wirken aber nur bei ausreichender sexueller Stimulation. Bei Testosteronmangel kann eine Hormonersatztherapie helfen, wobei jüngere Männer mit Kinderwunsch große Vorsicht walten lassen sollten – Testosteron kann die Fruchtbarkeit stark einschränken.

Weitere Optionen reichen von Vakuumpumpen und Penisringen bis hin zu operativen Implantaten. Doch gerade diese invasiven Maßnahmen sollten nur als allerletzte Stufe zum Einsatz kommen – und nur dann, wenn andere Ansätze keine Erfolge zeigen.

Ein wichtiger Warnhinweis: Immer wieder kaufen Männer PDE-5-Hemmer illegal im Internet. Diese Mittel sind oft gepanscht oder falsch dosiert und können schwere Nebenwirkungen verursachen – bis hin zu Dauererektionen (Priapismus), die notfallmäßig behandelt werden müssen.

TCM: Ein ganzheitlicher Ansatz

Die Traditionelle Chinesische Medizin bietet eine differenzierte Sicht auf die erektile Dysfunktion. Für eine erfolgreiche Behandlung ist eine präzise Diagnose entscheidend, denn die TCM kennt verschiedene „Muster“, die zur gleichen Symptomatik führen können:

Leere-Muster

  • Qi- oder Blut-Mangel
  • Nieren-Jin- oder Nieren-Yang-Mangel

Fülle-Muster

  • Feuchtigkeit und Schleim im Unterleib
  • Blut-Stase
  • Stagnation der Essenz

Auch in der TCM spielen Lebensalter, übermäßiger sexueller Konsum, falsche Ernährung und chronischer Stress zentrale Rollen.

Behandlungsmöglichkeiten der TCM

Die Therapie der Erektionsstörung nach TCM besteht meist aus einer Kombination mehrerer Ansätze:

1. Akupunktur

Leitbahnen wie Leber, Nieren, das Lenker- und das Konzeptionsgefäß werden gezielt stimuliert, um Blockaden zu lösen und die Durchblutung zu verbessern.

2. Kräutertherapie

Individuell zusammengestellte Rezepturen können den Energiefluss stärken, Blut aufbauen und die Nierenenergie harmonisieren.

3. Schröpfen

Eine oft unterschätzte Methode: Schröpfköpfe regen die Mikrozirkulation über Reflexzonen an. Bei korrekter Anwendung lassen sich erstaunlich gute Ergebnisse erzielen.

4. Ernährung

Eine leicht verdauliche, warme und nährende Ernährung ohne übermäßigen Konsum von Milchprodukten, Zucker und Alkohol unterstützt den Therapieerfolg nachhaltig.

5. Bewegung und Stressabbau

Moderate Bewegung wie Tai Chi oder Qigong fördert den Energiefluss, ohne den Körper zu überlasten. Gleichzeitig helfen Achtsamkeit und Entspannungstechniken, psychischen Druck zu reduzieren.

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Warum ist Aufklärung so wichtig?

Ein wesentliches Ziel – sowohl der Schulmedizin als auch der TCM – ist es, Betroffene über die Entstehung und Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären. Viele Männer sind zunächst erleichtert, wenn sie erfahren, dass die erektile Dysfunktion weit verbreitet ist und oft mit einfachen Schritten gebessert werden kann. Eine offene Beratung ohne Scham ist oft schon der erste Schritt in Richtung Besserung.

Lebensqualität durch frühzeitige Hilfe

Erektile Dysfunktion betrifft Männer aller Altersgruppen und kann vielfältige Ursachen haben. Deshalb ist eine sorgfältige Diagnostik entscheidend, um körperliche Erkrankungen auszuschließen und die passende Behandlung einzuleiten.

Neben medikamentösen Therapien bietet die Traditionelle Chinesische Medizin wirkungsvolle Ansätze, um Energieflüsse zu harmonisieren und Blockaden zu lösen. Ganz gleich, ob Schulmedizin oder TCM – der Schlüssel liegt oft darin, selbst aktiv zu werden: weniger Stress, mehr Bewegung, bewusste Ernährung und gegebenenfalls psychologische Unterstützung.

Wer betroffen ist, sollte sich nicht scheuen, ärztlichen Rat einzuholen – denn frühzeitige Hilfe kann viel Lebensqualität zurückbringen.

In Folge 51 des Podcasts „Die TCM-Docs“ sprechen wir, Dr. Maren Gruner (Fachärztin für Urologie) und Dr. Sandra Bürklin, über die erektile Dysfunktion – ein Thema, über das aber kaum jemand offen spricht, obwohl es so viele betrifft. Erfahre alles über Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und wertvolle TCM-Impulse, die wirklich helfen können – und trage mit Deinem Wissen dazu bei, die Scham rund um die Thematik zu nehmen.

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