Knieschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden, die Menschen jeden Alters betreffen können. Ob durch Überlastung, Verletzungen, altersbedingten Verschleiß oder chronische Erkrankungen wie Arthrose – schmerzende Knie schränken die Lebensqualität erheblich ein. Während die westliche Medizin meist auf Schmerzmittel, Physiotherapie oder sogar Operationen setzt, bietet die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) einen ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur die Symptome, sondern auch die zugrundeliegenden Ursachen behandelt.
Im folgenden Beitrag bekommst Du einen Überblick – aus Sicht der TCM – über die verschiedenen Ursachen und Behandlungsmethoden bei Schmerzen im Knie und erfährst, wie die Traditionelle Chinesische Medizin die westliche Medizin ergänzen kann.
Die Dimension der Knieschmerzen
Knieschmerzen können viele Ursachen haben: Vom Verschleiß des Gelenks (Arthrose) über Sportverletzungen wie Kreuzbandrisse oder Meniskusschäden bis hin zu Entzündungen (Arthritis), Stoffwechselerkrankungen oder einfach einer Schleimbeutelentzündung.
Ebenso vielfältig sind die Symptome: stechende, ziehende oder drückende Schmerzen, Schwellungen, Bewegungseinschränkungen, Instabilität und sogar knackende Geräusche im Gelenk. Obwohl das Knie anatomisch als „einfaches“ Scharniergelenk gilt, kann es überraschend viele Probleme verursachen – und das sehr hartnäckig.
Das Knie aus Sicht der TCM
In der TCM wird der menschliche Körper als ein Netzwerk von Leitbahnen (Meridianen) betrachtet, durch die die Lebensenergie „Qi“ und das Blut („Xue“) fließen. Schmerzen – auch im Knie – entstehen nach diesem Verständnis meist durch eine Blockade oder ein Ungleichgewicht im Fluss von Qi und Blut. Im Bereich des Knies treffen gleich sechs Meridiane aufeinander, was die Komplexität und die Bedeutung dieses Gelenks in der TCM unterstreicht.
Organzusammenhänge
- Niere: In der TCM steht die Niere für die Versorgung der Knochen. Eine Schwäche der Nieren-Energie kann sich daher in Form von Knieschmerzen äußern, insbesondere bei chronischen Beschwerden oder altersbedingtem Verschleiß.
- Leber: Die Leber kontrolliert die Sehnen. Sind die Sehnen nicht ausreichend genährt oder elastisch, kann dies zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen.
- Milz: Die Milz ist für die Muskulatur zuständig. Eine Schwäche kann sich ebenfalls auf die Stabilität und Funktion des Knies auswirken.
Ursachen von Knieschmerzen aus Sicht der TCM
Die TCM unterscheidet verschiedene Ursachen für Knieschmerzen, die jeweils eine individuelle Therapie erfordern:
- Qi- und Blut-Stagnation: Häufig nach Verletzungen oder Überlastung. Der Fluss ist blockiert, was zu stechenden, fixierten Schmerzen führt.
- Eindringen von äußeren pathogenen Faktoren: Besonders Kälte und Feuchtigkeit können in das Gelenk eindringen und Schmerzen, Schwellungen sowie Steifigkeit verursachen. Typisch ist eine Verschlechterung bei feuchtem oder kaltem Wetter.
- Schwäche von Leber und Niere: Altersbedingt oder durch chronische Belastung. Dies äußert sich in dumpfen, anhaltenden Schmerzen und einem allgemeinen Schwächegefühl im Knie – häufig bei Arthrose.
- Energetische Leere: Bei chronischen Schmerzen spricht die TCM oft von einer energetischen Leere, die das Knie anfällig für weitere Beschwerden macht.
Diagnostik: die Brücke zwischen westlicher und östlicher Medizin
Bevor Du alternative Behandlungen wie Akupunktur in Betracht ziehst, sollte eine gründliche schulmedizinischen Abklärung erfolgte sein. Röntgen, MRT, Ultraschall und Labordiagnostik sind wichtig, um schwerwiegende Ursachen wie Rheuma oder strukturelle Schäden auszuschließen.

Die Standardtherapie beginnt in der Regel mit Schmerzmitteln, Physiotherapie und – je nach Zustand – Wärme- oder Kälteanwendungen. In fortgeschrittenen Fällen folgen Injektionen, z. B. mit Hyaluron, oder operative Eingriffe. Doch nicht alle Patient:innen sprechen gut auf diese Behandlungen an. Und genau hier öffnet sich ein Fenster für die Behandlungen aus dem Spektrum der TCM.
Die Diagnose erfolgt in der TCM nicht nur durch die Betrachtung des Knies, sondern durch eine umfassende Anamnese. Dazu gehören:
- Puls- und Zungendiagnose
- Erfassung der allgemeinen Lebensgewohnheiten
- Analyse von Begleitsymptomen wie Müdigkeit, Kältegefühl oder Verdauungsproblemen
So entsteht ein individuelles Bild, das die Grundlage für die gezielte Behandlung bildet.
Therapiemethoden der TCM bei Knieschmerzen
Die Traditionelle Chinesische Medizin arbeitet mit einer Vielfalt an Behandlungsmethoden, die je nach Ursache und Ausprägung der Beschwerden kombiniert werden können:
Akupunktur
Akupunktur ist eine der bekanntesten Methoden der TCM. Durch das gezielte Setzen feiner Nadeln an spezifischen Punkten auf den Meridianen werden Blockaden gelöst, der Energiefluss harmonisiert und körpereigene schmerzlindernde Substanzen wie Endorphine freigesetzt. Studien zeigen, dass Akupunktur bei chronischen Knieschmerzen oft effektiver ist als Standardtherapien der westlichen Medizin.
Dementsprechend ist Akupunktur in Deutschland für genau zwei Diagnosen eine Kassenleistung: Rückenschmerzen und Knieschmerzen. Voraussetzung ist jedoch eine chronische Symptomatik über mindestens sechs Monate sowie eine ärztliche Zusatzqualifikation in Akupunktur. Doch auch wenn die Leistung formal übernommen wird: Die Vergütung ist mit rund 20 Euro pro Behandlung für Ärzt:innen kaum wirtschaftlich darstellbar. Viele engagierte TCM-Ärzt:innen bieten die Therapie dennoch an – aus Überzeugung.
Aber wie funktioniert Akupunktur bei Knieschmerzen?
Aus Sicht der TCM entstehen Knieschmerzen durch unterschiedliche Ursachen:
- Akut: Eindringen von Kälte, Wind oder Feuchtigkeit – oft bei Sportverletzungen oder Unfällen.
- Chronisch: Mangelzustände wie Nieren-Yang- oder -Yin-Mangel.
- Traumata: Führen zu einer Stagnation von Qi (Energiefluss) und Blut – der Körper „blockiert“ in seiner Heilungsfähigkeit.
Ziel der Akupunktur ist es, pathogene Faktoren auszuleiten (z. B. Kälte oder Feuchtigkeit), den Qi- und Blutfluss zu fördern und die betroffenen Leitbahnen zu harmonisieren. Dabei werden sowohl lokale Punkte rund ums Knie als auch Fernpunkte entlang der Meridiane von Magen, Milz, Leber, Gallenblase, Niere und Blase verwendet.
Moxa-Therapie: Wärme statt Nadel?
Eine ergänzende Behandlungsmethode zur Akupunktur ist Moxibustion – die Anwendung von Wärme über speziellen Kräuterzigarren aus Beifuß. Diese können punktuell über Akupunkturpunkten angewendet werden und sind besonders hilfreich, wenn Kälte als pathogener Faktor eine Rolle spielt. Auch für zu Hause eignet sich Moxa hervorragend, z. B. nach einem Spaziergang im Regen oder einer Winterwanderung.
Wenn Du lernen möchtest Dir bei vor allem chronischen Beschwerden selbst zu helfen, ist „Moxa“ eine der niederschwelligen Methoden, die – richtig eingesetzt – nicht nur zur Linderung, sondern auch zur Vorbeugung beitragen können.

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Therapieansätze und Frequenz
Bei akuten Schmerzen wird häufig behandelt – teils täglich, in schweren Fällen sogar zweimal täglich. Bei chronischen Beschwerden erfolgt die Akupunktur ein- bis zweimal pro Woche, mit zunehmendem Behandlungserfolg in größeren Intervallen.
Wichtig ist dabei die Individualität: Während manche TCM-Therapeut:innen viele Nadeln setzen, bevorzugen andere einen minimalistischen Ansatz mit wenigen, gezielt gesetzten Punkten. Gerade bei geschwächten Patient:innen ist letzteres oft schonender und effektiver. „Weniger ist mehr“ – insbesondere, wenn der Körper unter einem Energiemangel leidet.
Ganzheitliche Betrachtung – nicht nur das Knie zählt
Ein zentrales Prinzip der TCM ist, den Menschen als Ganzes zu betrachten. Knieschmerzen sind oft nicht einfach nur ein lokales Problem. Sie können Ausdruck eines Ungleichgewichts im gesamten Organismus sein. Daher ist es entscheidend, dass TCM-Behandler:innen nicht nur das Knie behandeln, sondern den ganzen Menschen sehen: seine Konstitution, seine Lebensweise, mögliche Belastungen durch Stress, Ernährung oder Umwelteinflüsse.
Kräutertherapie
Chinesische Heilkräuter werden individuell zusammengestellt, um die Organsysteme zu stärken, Entzündungen zu hemmen und die Regeneration zu fördern. Besonders bei beidseitigen oder chronischen Knieschmerzen ist die Kräutertherapie eine wichtige Ergänzung.
Tuina-Massage und Akupressur
Tuina ist eine spezielle Massagetechnik der TCM, die Blockaden löst, die Durchblutung fördert und die Muskulatur entspannt. Akupressur kann auch zu Hause angewendet werden, um akute Schmerzen zu lindern.
Qi Gong und Tai Chi
Bewegungstherapien wie Qi Gong und Tai Chi fördern den Energiefluss, stärken die Muskulatur und verbessern die Beweglichkeit. Sie sind besonders zur Vorbeugung und bei chronischen Beschwerden geeignet.
Ernährungsberatung
Die TCM empfiehlt eine angepasste Ernährung, um das Gleichgewicht der Organe zu unterstützen und die Regeneration des Knies zu fördern. Dabei werden oft wärmende und nährende Speisen empfohlen, um Kälte und Feuchtigkeit aus dem Körper zu vertreiben.
Fazit
Knieschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden mit zahlreichen Ursachen. Während die Schulmedizin wichtige Diagnostik und Akutmaßnahmen bietet, eröffnet die TCM – insbesondere die Akupunktur – eine wertvolle Ergänzung oder sogar Alternative, besonders wenn Du unter chronischen Beschwerden leidest. Der ganzheitliche Blick auf den Menschen, individuelle Behandlungsstrategien und zusätzliche Methoden wie Moxa-Therapie machen die TCM zu einem kraftvollen Werkzeug in der Schmerztherapie.
In unserem Podcasts „Die TCM-Docs“ tragen wir mit Folge 18 dazu bei, dass dieses wertvolle Wissen über die hilfreiche Methoden bei Knieschmerzen endlich dorthin kommt, wo es hingehört: zu den Menschen.
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