Polyneuropathie – Wenn Akupunktur Hoffnung schenkt

Beitragsbild-Polyneuropathie

Polyneuropathie – allein das Wort klingt schon bedrohlich. Wer damit diagnostiziert wird, steht oft vor einer ernüchternden Aussage: „Das ist nicht heilbar.“ Doch ist das wirklich so? Oder gibt es Wege, Betroffenen nachhaltig zu helfen?

In diesem Beitrag tauchen wir ein in das spannende Feld zwischen moderner Neurologie und traditioneller chinesischer Medizin (TCM) – und zeigen, wie Akupunktur und ganzheitliche Ansätze Hoffnung machen können, wo schulmedizinische Möglichkeiten oft begrenzt sind.

Was ist Polyneuropathie?

Polyneuropathie bedeutet übersetzt: viele erkrankte Nerven. Dabei handelt es sich nicht um eine einzelne Krankheit, sondern vielmehr um eine Gruppe von Störungen, bei denen mehrere periphere Nerven betroffen sind. Die Symptome beginnen oft schleichend: Kribbeln in Fingern oder Zehen, Taubheitsgefühle, stechende Schmerzen oder Muskelschwäche. Im fortgeschrittenen Stadium kann die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sein – viele Betroffene haben Probleme mit dem Gleichgewicht oder dem Gehen.

Etwa 5–8 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland sind betroffen, also rund vier bis sechs Millionen Menschen. Besonders häufig tritt die Erkrankung bei Menschen über 75 Jahren auf. Zu den häufigsten Ursachen zählen Diabetes mellitus und Alkoholmissbrauch, aber auch Vitaminmangel (z. B. Vitamin B12) oder genetische Veranlagungen können eine Rolle spielen.

Diagnostik – viele Tests, oft wenig Hoffnung

Die schulmedizinische Diagnostik umfasst neurologische Untersuchungen, Nervenleitgeschwindigkeitsmessungen und umfangreiche Bluttests. Ziel ist es, eine mögliche Ursache zu finden – etwa einen schlecht eingestellten Blutzucker oder Mangelzustände. Wird ein Auslöser gefunden, behandelt man diesen. Doch für viele Betroffene bleibt das Ergebnis gleich: eine symptomatische Therapie mit Schmerzmitteln, eventuell Physiotherapie – aber wenig Aussicht auf Besserung.

Noch vor wenigen Jahren wurde in der Facharztausbildung vermittelt: „Polyneuropathie bessert sich nicht, wir können nur das Fortschreiten verlangsamen.“ Doch neue Erkenntnisse – insbesondere aus der TCM – zeigen: Das stimmt so nicht (mehr).

Hoffnung aus dem Osten: Akupunktur bei Polyneuropathie

Ein echter Lichtblick kommt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Akupunktur – lange belächelt und als Placebo abgetan – hat sich als wirksames Mittel gegen Polyneuropathie etabliert. Eine neue, umfassende Metastudie von Moritz Hempen und Josef Hummelsberger, beides Mitglieder der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (SMS), analysierte alle relevanten Studien von 2017 bis 2022 zur Wirksamkeit von Akupunktur. Das Ergebnis: von 184 untersuchten Indikationen zeigten 82 einen klaren, positiven Effekt, lediglich bei sechs konnte kein Nutzen festgestellt werden.

Diese Zahlen sind beeindruckend – und ein wichtiges Argument für die Integration der TCM in die moderne Medizin. Die Studie wurde hochrangig publiziert und gilt als wichtiger Meilenstein zur wissenschaftlichen Anerkennung der Akupunktur.

Polyneuropathie aus Sicht der TCM – mehr als nur „kaputte Nerven“

Die TCM betrachtet Polyneuropathie nicht als einheitliches Krankheitsbild, sondern differenziert nach den zugrunde liegenden Ungleichgewichten im Körper:

  • Blut- und Qi-Mangel: Die Energie fließt nicht ausreichend, die Nerven sind unterversorgt.
  • Milz-Qi-Schwäche: Führt oft zu innerer Feuchtigkeit, die die Leitbahnen blockiert.
  • Leber-Blutmangel oder Nieren-Yin-Mangel: Begünstigt Schmerzen und Taubheitsgefühle.
  • Wind-Kälte oder Schleimblockaden: Können die Leitfähigkeit der Nerven beeinträchtigen.

Je nach Diagnose werden in der TCM unterschiedliche Behandlungsansätze verfolgt – von Akupunktur über Kräutertherapie bis hin zur individuellen Ernährungsberatung. Diese Vielschichtigkeit erlaubt es, Polyneuropathie sehr gezielt und individuell zu behandeln – statt pauschal auf Schmerzmittel zu setzen.

Wissenschaftlich bewiesen: Akupunktur wirkt messbar

In einer weiteren Studie, unter anderem an der Charité Berlin und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), wurden Betroffene mit einem standardisierten Akupunkturprotokoll über zehn Sitzungen behandelt. Die Ergebnisse: Nicht nur subjektive Symptome besserten sich, auch die Nervenleitgeschwindigkeit konnte objektiv verbessert werden. Etwas, das laut klassischer Schulmedizin nicht möglich sein sollte.

Die langjährigen Bemühungen des HanseMerkur Zentrums zur Erforschung der Akupunktur der Polyneuropathie, finden jetzt auch bei einer der größten deutschen gesetzlichen Krankenkassen, der Techniker-Krankenkasse (TK) Beachtung. Die TK nimmt in der Veröffentlichung auf ihrer Webseite Bezug auf die letzte Multicenter-Studie, die gemeinsam mit der Charité Berlin noch einmal belegen konnte, dass Akupunktur bei diabetischer Polyneuropathie wirkt. Die Studie zeigte, dass Akupunktur die Nervenleitgeschwindigkeit der Nerven verbessert und es stellte sich heraus: Akupunktur wirkt am besten, wenn die Nerven noch einigermaßen intakt sind und daher ist es ratsam bei Beschwerden nicht zu lange zu warten.

Ein Paradebeispiel dafür, wie moderne Forschung und traditionelles Wissen zusammenfinden können.

Typische Akupunkturpunkte bei Polyneuropathie

Bei der Behandlung kommen bestimmte Punkte besonders häufig zum Einsatz:

  • Magen 36 (Zusanli): Kräftigt das Qi und das Blut, fördert die Durchblutung der Beine.
  • Milz 6 (Sanyinjiao): Unterstützt Blut und Yin, häufig genutzt bei Schwächegefühlen.
  • Leber 3 (Taichong): Löst Stagnationen, fördert die freie Energiezirkulation.

Diese Punkte können auch selbst akupressiert werden – täglich und regelmäßig! Wichtig ist: Die Effekte zeigen sich nicht nach zwei oder drei Wochen, sondern oft erst nach mehreren Monaten. Die Nerven müssen sich „regenerieren“, und das braucht Zeit.

In unserem Programm HEALING POINTS lernst Du über 30 Akupressurpunkte zu lokalisieren und bekommst systematisches Wissen über die Druckpunkte und deren Wirksamkeit. Damit hast Du ein einfaches und praktisches Mittel zu Selbsthilfe jederzeit verfügbar bei Schmerzen und zahlreichen anderen Beschwerden:

Blog-Foto-Healing Points-Akupressurpunkte

ON DEMAND Programm

HEALING POINTS:
Die besten Akupressurpunkte

Stell Dir vor Du hättest Akupressurpunkte als eine natürliche Hausapotheke immer bei Dir – ohne Nebenwirkungen, jederzeit verfügbar und einfach anwendbar.

Das bietet Dir Healing Points: Ein kompaktes, fundiertes Programm, das Dich in die faszinierende Welt der Akupressur einführt.

Ernährung: Therapie beginnt auf dem Teller

Die TCM kennt noch weitere Therapiebausteine: Eine davon ist die chinesische Diätetik. Eine kräftigende Ernährung spielt bei der Behandlung eine zentrale Rolle. Besonders empfohlen:

  • Warm, gekocht und leicht verdaulich
  • Keine kalten Speisen, Rohkost oder stark verarbeitete Lebensmittel
  • Kein Alkohol – dieser schädigt die Nerven zusätzlich
  • Viel warmes Wasser und Kräutertees

Auch individuell abgestimmte Kräuterrezepturen können je nach Diagnose helfen, Qi und Blut aufzubauen, Feuchtigkeit auszuleiten oder Schleim zu transformieren.

Bewegung und Selbsthilfe: Was kann man selbst tun?

Blogfoto-Fußbad-Polyneuropathie

Neben der Akupunktur ist Bewegung ein zentraler Bestandteil der Therapie. Besonders wirksam:

  • Qi Gong und Tai Chi: Sanfte Bewegungsformen, die Körper und Geist harmonisieren
  • Barfußpfade oder Fußmassagen: Fördern die Sensibilität in den Füßen
  • Wärmeanwendungen oder Fußbäder: Unterstützen die Durchblutung (je nach TCM-Typ)

Ziel ist es, das Gleichgewicht zu verbessern, die Muskulatur zu aktivieren und das Körpergefühl zu schulen. Besonders für Menschen, die unter Gangunsicherheit oder Sturzangst leiden, ein entscheidender Aspekt für mehr Lebensqualität.

In Episode 53 des Podcasts „Die TCM-Docs“ bekommst Du noch ausführlichere Informationen über das Krankheitsbild der Polyneuropathie und was Du selber tun kannst, wenn Du betroffen bist. Außerdem sprechen wir – Dr. Maren Gruner und ich – über die Wirksamkeit von Akupunktur bei Polyneuropathien und die zukünftigen Möglichkeiten einer Kostenübernahme von Seiten der gesetzlichen Krankenkassen.

Fazit: TCM bringt Hoffnung – und das auf fundierter Basis

Die Diagnose Polyneuropathie muss kein Schicksal ohne Ausweg sein. Zwar ist die Schulmedizin in vielen Fällen machtlos, doch Akupunktur und die Konzepte der TCM bieten fundierte, individuelle und wirkungsvolle Alternativen. Die Kombination aus jahrtausendealtem Wissen und moderner Forschung zeigt: Eine Besserung ist möglich – und zwar messbar.

Wichtig ist: Geduld, regelmäßige Behandlung und die Wahl eines gut ausgebildeten Therapeuten oder einer Therapeutin. Dann kann auch bei einer chronischen Erkrankung wie der Polyneuropathie eine echte Lebensverbesserung erreicht werden.

Hinweis: Dieser Blogbeitrag ersetzt keine ärztliche Beratung. Wenn Du an Polyneuropathie leidest, sprich mit Deinem Arzt/Deiner Ärztin oder einer/m qualifizierten TCM-Therapeutin/Therapeuten über mögliche Behandlungsschritte.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Blog – weiter lesen

Hier findest Du wissenswerte und nützliche Tipps zur Integration der Lehren der Traditionellen Chinesischen Medizin für mehr Wohlbefinden in deinen Alltag:

Die Pulsdiagnostik in der TCM

Die Pulsdiagnostik in der TCM

Die Pulsdiagnostik ist ein zentrales Diagnoseinstrument der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und liefert tiefgehende Einblicke in den Gesundheitszustand eines Menschen. Durch das Fühlen des Pulses an verschiedenen Positionen der Handgelenke können erfahrene...

Magenschmerzen mit TCM behandeln

Magenschmerzen mit TCM behandeln

Magenschmerzen sind eines der häufigsten Beschwerdebilder in Deutschland. Laut aktuellen Zahlen leiden rund 11 % der Bevölkerung regelmäßig unter Magen- oder Darmbeschwerden. Viele Betroffene greifen zu Medikamenten wie Protonenpumpenhemmern (Säureblockern), ohne den...

Kategorien

Consent Management Platform von Real Cookie Banner