In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) spielt der weibliche Zyklus eine zentrale Rolle bei der Diagnose und Behandlung von Frauenbeschwerden. Anders als in der westlichen Medizin, wo oft Symptome isoliert betrachtet und behandelt werden, sieht die TCM den Menstruationszyklus als Ausdruck der inneren Balance zwischen Yin und Yang, Blut und Qi. Der gesunde weibliche Zyklus steht dabei für Vitalität, Fruchtbarkeit und emotionales Gleichgewicht.
In diesem Beitrag beleuchten wir den weiblichen Zyklus aus Sicht der TCM – von den vier Zyklusphasen über die beteiligten Organsysteme bis hin zu praktischen Tipps zur Unterstützung.
Die vier Phasen des weiblichen Zyklus in der TCM
Die TCM unterteilt den Menstruationszyklus in vier Phasen, die jeweils von unterschiedlichen energetischen Prozessen und Organen dominiert werden. Jede Phase erfordert eine eigene Herangehensweise in Bezug auf Ernährung, Lebensstil und Behandlung:
1. Menstruationsphase (Tag 1-5) – „Yin-Zeit“
In dieser Phase wird das alte Blut ausgeschieden. Die Bewegung des Blutes nach unten wird durch das Leber-Qi gesteuert. Das Ziel der TCM in dieser Zeit ist es, Stagnationen zu lösen und den Blutfluss zu erleichtern.
- Häufige Beschwerden: Schmerzen, Klumpen im Blut, dunkle Blutung
- Mögliche Ursache: Blut- oder Qi-Stagnation, häufig durch Stress oder Kälte
- Therapieansatz: Bewegung von Blut und Qi, Wärme von außen (z. B. Wärmflasche), keine kalten Speisen
- Ernährung: ruhige, nahrhafte und leicht verdauliche Speisen wie Suppen und Reisbrei
2. Follikelphase (Tag 6-13) – „Yang-Aufbau“
Nach der Blutung ist der Körper geschwächt. Blut und Yin sind erschöpft. In dieser Phase geht es darum, Blut und Yin wieder aufzubauen, damit der Körper sich regenerieren und auf den Eisprung vorbereiten kann.
- Empfehlungen: Aufbauende Ernährung mit Blut-nährenden Lebensmitteln (z. B. rotes Fleisch, Datteln, Goji-Beeren), ausreichend Schlaf, Vermeidung von zu viel Aktivität
- Ernährung: leichte, belebende und nährende Lebensmittel, die den Körper aktivieren wie Nüsse, Samen, frisches Gemüse
3. Ovulationsphase (Tag 14-16) – Peak der „Yang-Energie“
In dieser Phase dominieren Yang-Energie und Wärme. Das befruchtungsfähige Fenster öffnet sich. Deine Energie steigt, ebenso die Basaltemperatur. Es ist die aktivste Zeit im Zyklus.
- TCM-Ziel: Unterstützung von Yang und Qi, Förderung der Durchgängigkeit der Leitbahnen
- Behandlung: sanfte Bewegung, kleine Mengen wärmender Gewürze wie Zimt oder Ingwer
- Ernährung: lebendige, erfrischende Nahrungsmittel, die die Yang-Energie unterstützen
4. Prämenstruelle Phase/Lutealphase (Tag 17-28) – „Yin-Aufbau“
Diese Phase ist besonders sensibel. Das Leber-Qi beginnt sich zu stauen, das Blut wird gesammelt, um auf die nächste Menstruation vorbereitet zu sein. Viele Frauen erleben hier PMS-Symptome wie Reizbarkeit, Spannungsgefühle oder Müdigkeit.
- Mögliche Ursache: Leber-Qi-Stagnation, ggf. kombiniert mit Blut-Mangel
- TCM-Strategie: Leber-Qi bewegen, Stress abbauen, leichte Bewegung, emotionalen Ausgleich fördern
- Ernährung: nahrhafte, wärmende und ausgleichende Lebensmittel, die das Yin stärken z.B. Vollkornprodukte, Süßkartoffeln, warme Suppen, Wurzelgemüse
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Organsysteme und ihre Rolle im weiblichen Zyklus
In der TCM ist kein Organsystem auf die Reproduktionsorgane allein beschränkt. Der weibliche Zyklus wird durch ein Zusammenspiel mehrerer Systeme gesteuert:
Leber
Die Leber speichert das Blut und sorgt für seinen freien Fluss. Sie ist das zentrale Organ in der Regulation des Zyklus.
- Bei Leber-Qi-Stagnation kommt es zu PMS, Brustspannen, Stimmungsschwankungen.
- Therapie: Akupunkturpunkte wie Le3 (Taichong) zur Bewegung des Leber-Qi
Nieren
Die Nieren speichern die Essenz (Jing), die grundlegende Energie für Fortpflanzung und Entwicklung. Besonders wichtig für Zyklusbeginn (Pubertät), Fruchtbarkeit und Wechseljahre.
- Nieren-Yin-Mangel zeigt sich oft durch unregelmäßigen Zyklus, Hitzewallungen, Unfruchtbarkeit
- Therapie: Aufbau durch Ernährung, Kräuter wie Rehmannia, Ruhephasen
Milz
Die Milz produziert Blut aus der Nahrung. Eine geschwächte Milz führt zu Blutmangel – mit Symptomen wie schwacher Menstruation oder Müdigkeit.
- Therapie: regelmäßige warme Mahlzeiten, stärkende Kräuter wie Astragalus, Moxa
Was ist ein „gesunder Zyklus“ laut TCM?
Der gesunde weibliche Zyklus dauert 28 bis 30 Tage, die Blutung selbst zwischen 3 und 7 Tagen. Die Farbe des Blutes sollte frisch-rot sein, ohne Klumpen. Schmerzen, starke Schwankungen, PMS oder Zwischenblutungen gelten in der TCM bereits als Hinweise auf Disharmonien.
Wichtig: Eine Menstruation sollte nicht schmerzhaft sein. Schmerzen werden in der TCM immer als Zeichen einer Blockade oder eines Mangels interpretiert.
Wie Du die einzelnen Zyklusphasen für Dich nutzen und was Du in der jeweiligen Zeit machen kannst, um Dich zu stärken, darüber sprechen wir – „Die TCM-Docs“ – ausführlich in Folge 16 „Der weibliche Zyklus“.
Sport und der weibliche Zyklus

Der weibliche Zyklus kann durch Sport wunderbar begleitet werden. Sport im Einklang mit dem Zyklus bedeutet, die körperliche Aktivität an die natürlichen Energieverläufe des Monats anzupassen. Während der Menstruation (Phase 1) ist sanfte Bewegung wie Yoga oder Spaziergänge ideal, um den Körper nicht zu überfordern. In der Follikelphase (Phase 2) steigt die Energie, was intensiveres Training wie Laufen oder Schwimmen unterstützt. Der Eisprung (Phase 3) bringt einen Leistungshöhepunkt – jetzt sind intensive Workouts oder Wettkämpfe besonders wirkungsvoll. In der Lutealphase (Phase 4) geht es wieder ruhiger zu. Lege Deinen Fokus auf ausgleichende Aktivitäten wie Pilates oder leichtes Ausdauertraining, um das Wohlbefinden zu erhalten. Der weibliche Zyklus kann also passend zu jeder Phase durch körperliches Training entsprechend unterstützt werden.
Zyklusstörungen verstehen und behandeln
Die TCM kennt viele Formen von Zyklusstörungen und behandelt sie individuell. Hier ein paar Beispiele:
- Verkürzter Zyklus (unter 25 Tage): häufig durch Blut-Hitze oder Qi-Mangel
- Verlängerter Zyklus (über 35 Tage): oft durch Kälte oder Nieren-Yin-Mangel
- Starke Blutung: kann auf Qi-Mangel oder Hitze hinweisen
- Schmerzhafte Menstruation: fast immer Leber-Qi-Stagnation oder Blut-Stase
Die Behandlung erfolgt meist mit Akupunktur, Kräuterrezepturen und Ernährungstherapie – individuell auf die Konstitution abgestimmt.
TCM-Tipps zur Selbsthilfe
Neben der Ernährung gibt es viele einfache Mittel, mit denen der weibliche Zyklus reguliert und harmonisiert werden kann:
- Akupressur: Punkt Le3 bei Reizbarkeit oder Spannung drücken. Du findest ihn auf dem Fußrücken in der Vertiefung zwischen 1. und 2. Mittelfußknochen, etwa 2 Daumenbreit von der Zehenzwischenhaut in Richtung Knöchel.
- Moxibustion: Moxa über dem unteren Rücken oder am Punkt Ren4 bei Kältegefühlen und schwacher Blutung. Ren4 befindet sich auf der Mittellinie des Unterbauchs, etwa mittig zwischen Bauchnabel und Schambeinansatz.
- Kräutertees: Frauenmantel, Schafgarbe, Dong Quai – je nach Phase gezielt einsetzen
- Achtsamkeit & Bewegung: Qigong, Yoga, Spazierengehen in der Natur helfen besonders in der prämenstruellen Phase
Du möchtest mehr dazu erfahren, wie der weibliche Zyklus durch die TCM unterstützt werden kann? Dann lausche in die Folge 24 des Podcasts „Die TCM-Docs“ und erfahre, was Du bei Menstruationsbeschwerden selber machen kannst, um Dir Linderung zu verschaffen. Wir gehen darauf ein, welche Arten von Menstruationsbeschwerden es gibt, was Du gynäkologisch abklären lassen solltest und warum Schmerzen aus Sicht der TCM nie „normal“ sind.
Fazit: Der weibliche Zyklus als Spiegel der inneren Balance
Aus Sicht der TCM ist der weibliche Zyklus weit mehr als ein medizinisches Ereignis. Er zeigt Dir die Dynamik des inneren Gleichgewichts und spiegelt Deine körperliche, seelische und emotionale Gesundheit wider. Wer seinen Zyklus besser versteht und ihn mit gezielter TCM-Therapie unterstützt, kann nicht nur typische Beschwerden lindern, sondern seine Lebensqualität insgesamt verbessern.
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